„Die
Kirche von Cajamarca - die Herausforderung einer Option für die Armen in
Peru“
Inhaltsangabe und Dokumentenband (Quellen, Dokumente seit 1962) - Buchumschlag
Unter diesem Titel
ist am 25 Oktober 2005 mein Buch über „die Kirche von Cajamarca“ erschienen.
Zugrunde
liegt meine Dissertation mit dem gleichen Titel (Fundamentaltheologie, Prof. Dr.
Elmar Klinger, Uni Würzburg. Neben einer Präsentation der Diözese Cajamarca, einem
Kapitel über
Glaube und Kultur der Menschen von Cajamarca und einem Kapitel über Bischof
Dammert und seine soziale und pastorale Arbeit, steht die Gemeinde San Carlos de
Bambamarca im Mittelpunkt meiner Arbeit. Bambamarca war das Pilotprojekt von
Bischof Dammert. Hier zeigt sich konkret, wie alles begann, was der
Ausgangspunkt, die Methoden und die Zielsetzungen waren, wie sich das Leben
vieler Menschen änderte, ihr Gottes- und Weltbild, wie sie von Objekten zu
Subjekten wurden, wie neue
Glaubensgemeinschaften entstanden und sich Kirche bildete. Dies lässt
sich u.a. daran aufzeigen, was als logische Konsequenz aus der Begegnung mit der
Bibel (z.B. die Entdeckung, dass Gott unter den Campesinos von Bambamarca Mensch
wurde, dass er mit ihnen lebt und leidet) entstanden ist. Zuerst eine
Kooperative; dann das Entstehen von basisgemeindlichen Strukturen überall auf
dem Land mit über 200 beauftragten Katecheten; der „Despertar“, aus dem
heraus sich die Idee eines Glaubensbuches (Vamos Caminando) entwickelte; das
Entstehen der Ronda; der Landbibliotheken; der Campesinoschule „Alcides Vásquez“
und von über 100 Frauengruppen auf dem Land.
Da Bambamarca das Pilotprojekt von Bischof Dammert war, steht diese Gemeinde unter dem Titel Das Evangelium der Bauern von Bambamarca im Mittelpunkt dieser Arbeit. Wichtigstes Kriterium meiner nun vorliegenden Arbeit war, dass die Campesinos (und Arme im allgemeinen) selbst authentisch zu Wort kommen. Ich konnte seit 1997 die Campesinos von Bambamarca stetig begleiten (nachdem ich bereits als Pastoralreferent von 1977 - 1980 in Bambamarca war), sie überließen mir bis 2002 ihre gesammelten Dokumente und eigenen Umfragen und umgekehrt konnte ich sie in ihrem Bemühen unterstützen, selbst ihre eigene Geschichte zu schreiben. Dieser ihr eigener Beitrag liegt nun vor (wird von mir übersetzt werden).
Meine
Arbeit über „die Kirche von Cajamarca“ hat bereits erste Früchte getragen.
In Peru und darüber hinaus wird zunehmend die Bedeutung der Entwicklung in
Cajamarca unter Bischof Dammert gesehen und gewürdigt. Lateinamerikanische
Kirchenhistoriker und Theologen werten die Arbeit in der Diözese Cajamarca als
eine exemplarische Umsetzung des Anliegens und des Geistes des Konzils (und
Medellíns). Meine Arbeit über Bischof Dammert wurde in verschiedenen
lateinamerikanischen Zeitschriften veröffentlicht. Dies ist nun umso wichtiger,
da nun genau 40 Jahre nach Beendigung des Konzil und unter einem deutschen
Papst, zunehmend das Konzil in Frage gestellt wird (siehe vorhergehenden
Beitrag). Daher gilt es anhand konkreter Beispiele zu zeigen, was eine
Erneuerung der Kirche im Sinne des Konzil konkret für die Menschen
„bringt“, bzw. was es gerade für die Ärmsten bedeutet, wenn z.B. die
zentrale Option für die Armen (und damit die Praxis Jesu) nicht mehr im
Mittelpunkt steht. Es gibt weder in Peru noch in Deutschland eine Arbeit, in der
derart ausführlich, konkret und von den Armen ausgehend aufgezeigt wird, zu was
eine authentische Verkündigung der Botschaft von Jesus dem Christus führt.
Das Buch erscheint im LIT Verlag, Münster, 360 Seiten, Preis: 29,90 Euro: http://www.lit-verlag.de/isbn/3-8258-8900-9
Zur Bedeutung der Kirche von Cajamarca - dazu mehr in:
Die Diözese Cajamarca unter der Leitung ihres Bischof
Dammert besaß internationales Ansehen. Die Arbeit der Diözese Cajamarca
wurde international bekannt, Werke aus Cajamarca u.a. in Deutschland übersetzt (z.B.
Vamos Caminando). Die Sozialpastoral und die Kirche in Cajamarca gelten
zusammen mit der in Recife (Helder Camara) und Riobamba (Leonidas Proaño) als
Modell einer einheimischen Kirche auf der Seite der Armen. Der peruanische
Kirchenhistoriker J. Klaiber bezeichnet die sozialpastorale Arbeit in der Diözese
Cajamarca als das beste Beispiel in Peru für die Umsetzung der Beschlüsse und
vor allem des Geistes des Zweiten Vatikanischen Konzils. CEHILA
(Zentrum für lateinamerikanische Kirchengeschichte) wählte für eine neue
Dokumentation (Nueva Patrística de América Latina) Bischof Dammert und die Diözese
Cajamarca als Beispiel gebend für den ganzen Kontinent aus. Als
charakteristisches Merkmal der Erneuerungen des Konzils gilt in der
Interpretation der Campesinos die Entdeckung der Kirche als das (unterdrückte)
Volk Gottes, das sich im Kontext von Geschichte und Gegenwart auf dem Weg zu
einer integralen Erlösung und Befreiung befindet - begleitet und geleitet von
Jesus dem Christus, der inmitten der Armen „zur Welt kam“, unter ihnen lebt,
leidet und aufersteht.
Der Nuntius in Peru (wohl in Stellvertretung) nimmt die Ergebnisse einer
erneuerten Kirche als Folge des Konzils nicht nur nicht wahr, sondern er dämonisiert
sie ohne sie wirklich zu kennen. Er bringt den „Zerfall“ der Kirche von
Cajamarca unter Dammert direkt mit den Erneuerungen des Konzils in Zusammenhang,
als direkte Folge des Konzils. Er stellt sich mit seinen Aussagen daher gegen
das Konzil und feiert einen Bischof (Simón Piorno), der mit dem expliziten
Auftrag (eigene Aussage von Bischof Simón) nach Cajamarca geschickt wurde, in
der Kirche von Cajamarca die - vorkonziliare - Ordnung wieder herzustellen. Die
neuen Priester von Bambamarca, im Auftrag des Bischofs: „Wir müssen alles
ausreißen, was von Dammert gesät wurde“.
Doch das „Programm“ eines Bischofs ist nicht beliebig. Es geht nicht um irgendeinen Bischof, das wäre rein personalistisch gedacht, sondern es geht um die Grundausrichtung der gesamten Kirche. Diese hat sich im Konzil neu ausgerichtet und daran hat sich jeder Bischof zu halten. Nur wer sich daran hält, ist der Kirche treu. Wer auf diesem Weg hin zu einer größeren Gerechtigkeit und Barmherzigkeit mit den Armen geht bzw. sich von ihnen den Weg zeigen lässt (weil Jesus mit ihnen auf dem Weg ist), der ist dieser Kirche, der Gemeinschaft der Jünger und Jüngerinnen Jesu, treu. Wer dieser Gemeinschaft, besonders aber den Ärmsten, Steine in den Weg legt, sie gar de facto ausschließen will oder sie zumindest nicht wahrnehmen kann oder will, der wird dies vor seinem Gott verantworten müssen. Jesus als Christus und die Armen wissen, wer sie auf ihrem Weg begleitet hat.
Im
"Kreuzweg von Bambamarca"
wird deutlich, wie dieser Weg aussieht, welches Fundament er hat und wohin er
führt.